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Zyklisches Erbrechen durch Cannabis

Zyklisches Erbrechen durch Cannabis

Wenn nur eine heiße Dusche hilft

Cannabis kann zu Übelkeit führen – manchmal tritt diese erst Jahre nach beschwerdefreiem Konsum auf, doch ab dann kommt sie regelmäßig. Was wir über das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom wissen.

Paradoxe Reaktionen sind für Cannabis nicht ungewöhnlich: Cannabis wird unter anderem therapeutisch gegen chemotherapiebedingte Übelkeit und Erbrechen eingesetzt, kann bei einigen Menschen jedoch auch Übelkeit hervorrufen. Warum dies der Fall ist, ist nicht bekannt. Kommt es zur Übelkeit bereits beim ersten Konsum, ist eine Unverträglichkeit oder Überempfindlichkeit gegenüber einem der Inhaltsstoffe wahrscheinlich. Tritt die Übelkeit jedoch erst nach einem jahrelangen beschwerdefreien Konsum auf, stehen Forscher vor einem Rätsel. Mediziner sprechen bei diesem Phänomen vom Cannabis-Hyperemesis-Syndrom. Was genau die neu auftretende, zyklische Übelkeit hervorruft, ist unbekannt. Einige Experten vermuten Veränderungen im Zentralnervensystem nach langjährigem Konsum als Ursache.

Wie verläuft das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom

Die Frühphase des Hyperemesis-Syndroms ist durch leichte Magen- oder Bauchschmerzen und morgendliches Erbrechen gekennzeichnet. Dieses Frühstadium der Erkrankung kann Monate bis Jahre andauern. Hat die Erkrankung ihre volle Ausprägung erreicht, können 30 bis 40 Brechattacken innerhalb von einem Tag bis wenigen Tage auftreten. Austrocknung, Gewichtsverlust und Elektrolytverschiebungen sind die Folgen. In schweren Fällen drohen Nierenschäden.

Abstinenz als nachhaltigste Maßnahme

Herkömmliche Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen lindern die Beschwerden eines Cannabis-Hyperemesis-Syndroms nicht. Hilfreich dagegen ist eine heiße Dusche. Sie verringert sowohl die Magenschmerzen als auch die Übelkeit. Die Wirkmechanismen sind nicht geklärt. Einige Forscher vermuten, dass der Cannabiswirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) ein Ungleichgewicht im Brechzentrum sowie in der Regulation der Körpertemperatur hervorruft, welches durch das Duschen ausgeglichen wird. Doch die wohltuende Wirkung des Duschens hält nicht an. Die einzige nachhaltige Maßnahme gegen die Übelkeit ist nach jetzigem Forschungsstand das Einstellen des Cannabis-Konsums. Wenn nötig, können Betroffene durch eine Verhaltenstherapie unterstützt werden.

Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung Nr. 3, 2017

| Sandra Göbel ; Bildrechte: