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Der Erkältung eins husten

<p class="bodytext">In der Erkältungszeit machen Husten, Schnupfen und Heiserkeit vor kaum jemandem halt. Zum Glück muss man nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen: Pflanzentherapeutika und Hausmittel können beim grippalen Infekt die Beschwerden gut lindern. </p><p class="bodytext"><strong>Grippaler Infekt oder Grippe? </strong> </p><p class="bodytext">In Herbst und Winter leiden Millionen von Deutschen an akuten Atemwegserkrankungen. Ein Teil davon geht mittlerweile auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück. Das Robert Koch-Institut schätzt allerdings, dass der Löwenanteil an Erkältungen von Influenzaviren, Rhinoviren und respiratorischen Synzytialviren (RSV) verursacht wird. </p><p class="bodytext">Der typische „grippale Infekt“ beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, oft schmerzen auch Kopf und Glieder. Es kommt zu Husten mit zunehmendem Auswurf, die ganze Sache dauert etwa eineinhalb Wochen. Dahinter stecken insbesondere Rhinoviren oder RSV. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt lässt sich recht gut in Eigenregie mit Hausmitteln oder Hilfe aus der Apotheke behandeln. </p><p class="bodytext">Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Dabei entwickelt sich meist schnell hohes Fieber und Reizhusten, die Lymphknoten schwellen an und die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Zu ganz ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 und bakteriellen Infektionen. In all diesen Fällen ist es wichtig, die Ärzt*in aufzusuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Alte Menschen, Immungeschwächte und Schwangere sollten sich bei einer starken Erkältung nicht selbst therapieren. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. </p><p class="bodytext"><strong>Immunsystem stärken </strong> </p><p class="bodytext">Beim grippalen Infekt möchten viele Patient*innen ihr Immunsystem mit Pflanzenmedizin unterstützen. Angeboten werden dafür vor allem Pelargonium sidoides, Echinacea und Kapuzinerkresse plus Meerrettich. </p><p class="bodytext"><strong>Pelargonium-sidoides-Extrakt</strong> (z B. in Umckaloabo<sup>®</sup> oder Pelargonium-ratiopharm<sup>®</sup> Bronchialtropfen) ist ein besonders gut untersuchtes pflanzliches Heilmittel. Eine vor wenigen Jahren veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Extrakt grippale Beschwerden lindert - die Patient*innen hören z.B. früher auf zu husten. Auch die allgemeineErkrankungsdauer soll sich um einige Tage verkürzen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pelargonium sidoides die Leber schädigen könnte. Leberkranke dürfen den Extrakt deshalb nicht einnehmen. Im Zweifel fragt man dazu seine Ärzt*in. </p><p class="bodytext">Der Extrakt aus dem <strong>Purpur-Sonnenhut</strong> (<strong>Echinacea purpurea</strong>, z.B. in Esberitox<sup>®</sup>) soll Erkältungen vorbeugen sowie entsprechende Beschwerden lindern. Die Studienergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich. Am ehesten scheint der Sonnenhut bei frühzeitiger Einnahme zu wirken. </p><p class="bodytext">Ebenfalls eingesetzt werden Extrakte aus <strong>Kapuzinerkresse und Meerrettich</strong> (z.B. Angocin<sup>®</sup>). Sie wirken eher vorbeugend: In einer Untersuchung erkrankten Teilnehmende, die den Extrakt einnahmen, seltener an Atemwegsinfektionen. Wurden sie dennoch davon erwischt, hatte der Extrakt keinen Einfluss auf Dauer und Schwere der Erkrankung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Am besten kauft man diese Extrakte in einer Apotheke. Dort kann man sicher sein, ein geprüftes Präparat zu erhalten. Zudem bekommt man eine ausführliche Beratung. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen sind die Basis </strong> </p><p class="bodytext">Neben pflanzlicher Unterstützung helfen bei einer Erkältung vor allem auch allgemeine Maßnahmen. Wenn das Immunsystem gegen Erreger kämpft, ist es gut, sich zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen. Bei leichtem Fieber helfen zudem kühle Wadenwickel. Im frühen Stadium einer Erkältung sind warme Fußbäder angenehm. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten, damit die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheiterreger gut abtransportieren werden können. Besteht kein Fieber, sind Erkältungsbäder mit Extrakten aus Rosmarin und Eukalyptus für viele eine Wohltat. Bei Fieber sollte man auf warme Bäder besser verzichten, um den Kreislauf nicht zu belasten. </p><p class="bodytext">Für die Abwehr von Erregern braucht das Immunsystem sehr viel Energie. Auch wenn man sich schwach fühlt, sollte man ausreichend Kalorien zu sich nehmen. Um das Verdauungssystem nicht zu belasten, bietet sich leichte Kost an. Immer empfehlenswert ist die Gemüsebrühe, ansonsten gilt Tee als&nbsp; ideal. Beides ersetzt auch die Flüssigkeit, die durch Schwitzen und vermehrte Nasensekrete verloren geht. </p><p class="bodytext">Manche schwören bei den ersten Anzeichen einer Erkältung auch auf eine Schwitzkur. Sie soll dafür sorgen, dass die Erreger möglichst schnell wieder ausgeschieden werden. Das funktioniert so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Bequemen Jogginganzug anziehen, Mütze aufsetzen. </li><li>Gemütlich auf einem Sessel Platz nehmen und die Füße in ein warmes Fußbad stellen. </li><li>Währenddessen einen Schwitzkur-Tee trinken. Das Rezept dafür lautet: Jeweils 30 g Holunder- und Lindenblüten, 20 g Mädesüßblüten und 20 g Hagebuttenfrüchte mischen. Einen Esslöffel davon mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ziehen lassen und trinken. Drei- bis viermal täglich wiederholen. </li><li>Füße abtrocknen, schweißnasse Kleidung wechseln, ins Bett legen und schlafen. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht, eine Schwitzkur belastet den Kreislauf stark. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Halsschmerzen lindern </strong> </p><p class="bodytext">Erkältungskrankheiten und grippale Effekte beginnen fast immer mit Halsschmerzen. Schon einfache Lutschbonbons (bitte ohne Zucker!) lindern die Qual, weil sie die Speichelproduktion anregen. Nachgewiesenermaßen schmerzstillend wirken Salbei und Thymian. Sie gibt es in der Apotheke als Lutschbonbons und als Spray. Ebenfalls hilfreich für gestresste Rachen sind Primelwurzeln (z.B. in Ipalat<sup>®</sup>), Spitzwegerich (z.B. in Tetesept<sup>®</sup> Reizhusten &amp; Hals Lutschtabletten) und isländisches Moos (z.B. in Isla Moos<sup>®</sup>, Neoangin Junior® und Aspecton<sup>®</sup>). </p><p class="bodytext"> Eine Alternative zu Bonbons und Spray ist Tee. Dazu übergießt man einen Esslöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, danach durch ein Sieb gießen und einmal pro Stunde damit gurgeln. </p><p class="bodytext">Nicht pflanzlich, aber ebenfalls natürlich ist außerdem der Quarkwickel. Dafür streicht man etwa 250 g zimmerwarmen Quark auf ein Leinentuch auf und legt dies abends mit der Quarkseite auf den Hals. Darüber kommt ein trockenes Tuch. Der Wickel bleibt über Nacht liegen und wird morgens abgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Am besten ist es, Tee und Lutschbonbons zu kombinieren. So wird der Schmerz im Hals gemildert und der Körper erhält ausreichend Flüssigkeit. </p><p class="bodytext"><strong>Nase frei ist oberstes Gebot </strong> </p><p class="bodytext">Neun von zehn Betroffenen mit grippalem Infekt leiden unter Schnupfen mit Niesreiz, Naselaufen und verstopfter Nase. Bei starker Ausprägung sind nicht-pflanzliche abschwellende Nasensprays aus der Apotheke die wichtigste Maßnahme, damit das Sekret abläuft und sich die ganze Sache nicht zu einer schweren Nebenhöhlenentzündung auswächst. Damit die Nasenschleimhaut nicht leidet, dürfen abschwellende Nasentropfen nur wenige Tage lang angewendet werden. </p><p class="bodytext">Pflanzenmedizin kann bei der Befreiung der Nase durchaus unterstützend wirken. So soll ein Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (z.B. BNO1016 in Sinupret<sup>®</sup>) die Dauer einer Rhinosinusitis (das ist die Infektion von Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) um vier Tage reduzieren. Auch Eukalyptus-Extrakte (z.B. in Gelomyrtol forte<sup>®</sup> oder Soledum<sup>®</sup>) sind hilfreich. Sie beschleunigten bei Patient*innen mit Rhinosinusitis, die Antibiotika bekamen, die Linderung der Beschwerden und die Heilung. </p><p class="bodytext">Direkt in Nase und Nebenhöhlen wirken Inhalationen mit Wasserdampf. Dazu füllt man heißes Wasser in eine Schüssel, beugt den Kopf darüber und atmet die Dämpfe ein. Noch einfacher geht es mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Inhaliergefäßen. Je nach Vorliebe fügt man dem heißen Wasser Kamillenblüten oder ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer hinzu. Vorsicht geboten ist bei Asthma oder Keuchhusten. In diesen Fällen kann es durch das Inhalieren ätherischer Öle zu Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur und Atemnot kommen. </p><p class="bodytext">Etwas unangenehm, aber wirksam sind zudem Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dazu verwendet man entweder eine professionelle Nasendusche. Oder man zieht die Lösung durch die Nase und spuckt sie durch den Mund wieder aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Nasennebenhöhlenentzündungen können sich auch in das Gehirn ausbreiten. Wichtige Alarmsignale dafür sind starke Kopfschmerzen, Veränderungen beim Sehen und eine Lidschwellung. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Husten eins husten </strong> </p><p class="bodytext">Im Verlauf eines grippalen Infekts kommt es eher spät zu Husten. Meist handelt es sich zunächst um trockenen Reizhusten, Auswurf entwickelt sich erst im Verlauf. Gegen trockenen Husten hilft folgende Teerezeptur: </p><p class="bodytext"><ul><li>15 g Anisfrüchte, 25 g Süßholzwurzel, 25 g Eibischwurzel und 35 g Eibischblätter vermischen,</li><li>zwei Esslöffel der Teemischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, </li><li>10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. </li><li>3 – 4 Mal täglich eine Tasse davon trinken. </li></ul> </p><p class="bodytext">Außerdem empfohlen werden bei Reizhusten schleimhaltige pflanzliche Arzneimittel zum Lutschen. Dazu gehören Spitzwegerich in Broncho-Sern<sup>®</sup>, Eibisch in Silomat<sup>®</sup> oder die Königskerze (z. B. Antall<sup>®</sup>). Beim produktiven Husten unterstützen Pflanzentherapeutika das Lösen der Sekrete. Eingesetzt werden vor allem Eukalyptus (z.B. in Gelomyrtol forte<sup>®</sup>), Primel (z.B. in Bronchicum<sup>®</sup>) oder Myrte (z.B. Myrtol<sup>®</sup>). </p><p class="bodytext">Efeublätter-Trockenextrakte wie Prospan<sup>®</sup> lösen und lindern Husten ebenfalls. Ihre Wirkung ist allerdings gering, wie eine Metaanalyse ergab. Dafür hat Efeu eine leichte bronchospasmolytische Wirkung, d.h. es entspannt die Atemwege. Dieser Effekt ist bei Patient*innen mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Pulmonalerkrankung (COPD) günstig. </p><p class="bodytext">Hildegard von Bingen schwörte übrigens bei Keuchhusten auf echten Thymian als Hustenstiller. Tatsächlich konnte Thymian in Kombination mit Efeu-Extrakt in einer kontrollierten Studie die Häufigkeit und Dauer von Husten bei Bronchitis lindern. Hinweis: Husten, der länger als acht bis zehn Tage anhält, sollte ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter könnte auch ein Asthma, eine Herzschwäche oder die Nebenwirkung einer Medikamententherapie stecken. </p><p class="bodytext">Quelle: Penzel M, DAZ 2022; 50:1-15, Beer AM, MMW 2016:21-22:158 </p>

Haarige Probleme lösen

<p class="bodytext">Zu fettig, zu trocken, zu dünn – viele Frauen und Männern hadern mit ihren Haaren. Doch für die meisten Haarprobleme gibt´s eine Lösung. Die richtige Pflege, bewährte Hausmittel und spezielle Produkte aus der Apotheke bringen fast jeden Schopf auf Vordermann. </p><p class="bodytext"><strong>Hornstrang mit Fettfilm </strong> </p><p class="bodytext">Bis zu 140 000 Haare wachsen auf einem Menschenkopf. Die meisten Haare haben Blonde, die wenigsten mit ca. 85 000 Rothaarige. Jedes einzelne Haar setzt sich aus einer Haarwurzel und dem sichtbaren Haarschaft zusammen. Dieser besteht aus verhornten Zellen und wird von einem Film aus Proteinen und Fetten überzogen. Das macht gesundes Haar glänzend und geschmeidig. </p><p class="bodytext">Die eigentliche Aufgabe des Kopfhaars ist vor allem praktischer Natur: Es soll vor UV-Strahlung und Verletzungen schützen und verhindert ein zu schnelles Abkühlen des Kopfes. Daneben gilt volles und glänzendes Haar seit Jahrtausenden auch als Symbol für Gesundheit, Jugend und Kraft. Deshalb verwundert es nicht, dass sich die meisten Menschen schöne Haare wünschen. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Viele Männer und Frauen haben mit Haarproblemen zu kämpfen. Dafür gibt es eine Menge Ursachen: Oft liegt es daran, dass die Kopfhaut gestresst ist - z. B. durch zu heißes? Föhnen der Haare, durch zu viel Sonne oder ungeeignete Pflegeprodukte. </p><p class="bodytext">Manchmal sind auch Erkrankungen oder körperliche Veränderungen daran schuld, dass Haare fettig, dünn oder strohig werden. Das ist z. B. der Fall bei einer Schwangerschaft oder in der Menopause. Auch bei Schilddrüsenfunktionsstörungen verändern sich die Haare. Schließlich können auch Medikamente Einfluss auf den Haarwuchs nehmen. Dazu gehören Kortison, die Antibabypille, bestimmte blutverdünnende Wirkstoffe und manche Antidepressiva. Die ausgeprägtesten Folgen hat die Chemotherapie, weil die Haare dabei häufig komplett ausfallen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch psychischer Stress kann zu Problemen mit den Haaren führen. Das Stresshormon Cortisol hemmt beispielsweise das Haarwachstum. Außerdem setzen die den Haarfollikel umgebenden Nervenfasern bei Stress Neuropeptide frei, die entzündliche Reaktionen und Juckreiz auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Haarpflege ist eine Typenfrage</strong> </p><p class="bodytext"> Für gesunde und schöne Haare ist die richtige Pflege das A und O. Sie richtet sich nach dem Haartyp, der wiederum von der Kopfhaut abhängt. Im Idealfall ist die Kopfhaut ausreichend mit Fett versorgt. Häufiger liegt veranlagungsbedingt jedoch ein Zuviel oder Zuwenig vor. Dann werden zwei zwei Haartypen unterschieden: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Seborrhoischer Haartyp</strong> (zu fettige Haare). An jeder Haarwurzel sitzt eine Talgdrüse, um das Haar mit Fett zu versorgen. Beim seborrhoischen Typ sind diese Talgdrüsen überaktiv. Die gesteigerte Talgproduktion macht Haare und Kopfhaut fettig, besonders im Bereich des Haaransatzes. </li><li><strong>Sebostatischer Haartyp</strong> (zu trockene Haare). Zu wenig aktive Talgdrüsen führen dazu, dass die Kopfhaut fettarm und trocken ist. In der Folge fehlt den Haaren der Glanz. Oft sehen sie strohig aus, es drohen Haarabbrüche und Spliss. </li></ul> </p><p class="bodytext">Ein falscher Umgang mit den Haaren oder ungeeignete Pflegeprodukte können den Zustand von Kopfhaut und Haaren verschlimmern. Zum Glück ist auch das Gegenteil der Fall: Mit der richtigen Pflege lässt sich fettigen oder trockenen Haare gut entgegenwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Mit Spezialshampoo, Babypuder oder Brennnesseltee gegen Fett </strong> </p><p class="bodytext">Für die Reinigung von fettigem Haar gibt es eine Vielzahl von Shampoos. Sie enthalten meist waschaktive Tenside wie Alkylethersulfate, denen zur gezielten Pflege oft Kräuterextrakte zugesetzt werden. Diese sollen die Talgproduktion bremsen und das Nachfetten verzögern. Typische Zusätze sind Extrakte aus Eukalyptus, Brennnessel, Kamille, Minze und Zitrusfrüchten. Einige Shampoos enthalten auch Mineralien, Aktivkohle oder weiße Tonerde. Diese Substanzen nehmen überschüssiges Fett auf und senken ebenfalls die Talgproduktion. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke, z.B. von den Firmen Ducray und von Vichy. </p><p class="bodytext">Fettiges Haar darf man so oft waschen, wie man möchte. Der Mythos, dass häufiges Waschen die Talgproduktion anregt, ist längst überholt. Bei der Haarwäsche sollte man jedoch auf Folgendes achten: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfhaut nicht zu grob massieren </li><li>lauwarmes Wasser nehmen </li><li>Wirkshampoo mit milden, pH-neutralen Shampoo im Wechsel anwenden </li><li>Haare möglichst an der Luft trocknen lassen </li><li>Föhnen nur mit niedrigster Stufe und reichlich Abstand zwischen Föhn und Haar. </li></ul> </p><p class="bodytext">Einige Hausmittel haben sich als Spülungen oder Kuren bei fettigem Haar bewährt. Dazu gehört in erster Linie Apfelessig. Zum Herstellen einer Spülung mischt man zwei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser. Tee entfettet Haaransatz und Kopfhaut ebenfalls. Infrage kommen dafür Kamillen-, Brennnessel- und schwarzer Tee. </p><p class="bodytext">Auch Zitrusfrüchte helfen gegen fettige Haare. Dazu mischt man den Saft zweier Zitronen mit zwei Tassen lauwarmem Wasser und massiert die Flüssigkeit vorsichtig in die Kopfhaut. Nach fünf Minuten Einwirkungszeit wird der Zitronensaft gründlich ausgespült. Empfohlen werden zudem Kuren mit Heilerde. Nach Anrühren zu einem Brei trägt man diesen für 20 Minuten auf dem Kopf auf. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn fettiges Haar ganz schnell auf Vordermann gebracht werden soll, bieten sich Trockenshampoos oder Babypuder an. Sie werden auf das trockene Haar gesprüht oder gepudert und saugen dort überschüssiges Fett auf. Anschließend muss man das Haar gründlich ausbürsten. </p><p class="bodytext"> <strong>Masken und sanfte Bürsten bei trockenen Haaren</strong> </p><p class="bodytext">Bei trockenen Haaren ist die Bildung des schützenden Fett- und Proteinfilms gestört. Feuchtigkeitsspendende Shampoos mit Panthenol oder Glykol versorgen in diesem Fall das Haar bei der Haarwäsche mit Feuchtigkeit. Rückfettende Substanzen legen sich wie ein Schutzfilm über den trockenen Haarschaft. Auch Proteinshampoos mit Kollagen oder Elastin empfehlen sich bei trockenen Haaren. Die passende Beratung und spezielle Produkte, z.B. von Linola, Madara oder Vichy, gibt es in der Apotheke. Sind nicht nur die Haare, sondern auch die Kopfhaut zu trocken, bieten sich Produkte mit Harnstoff (Urea) an. Bei sehr strapaziertem Haar helfen auch Pflegeprodukte mit kationischen Cellulose- oder Guarderivaten. </p><p class="bodytext">Ebenso wie bei fettigem Haar sollte auch bei trockenem Haar die Haarwäsche sanft erfolgen. Als zusätzlicher Schutz beim Föhnen können Föhnlotionen verwendet werden. Wichtig sind sanfte, weiche Bürsten, sie reiben weniger an den Haaren. </p><p class="bodytext">Als Hausmittel gegen trockenes Haar kommen natürliche Fette wie Oliven- oder Arganöl zum Einsatz. Sie befeuchten und pflegen Haaransatz und Kopfhaut. Dabei reichen wenige Öltropfen aus. Nach sanftem Einmassieren soll das Öl bis zu 30 Minuten einwirken und dann gründlich ausgewaschen werden. </p><p class="bodytext">Selbstgemischte Haarmasken oder Haarkuren helfen ebenfalls gegen trockene Haare und lindern gereizte Kopfhaut: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Öl-Mischung</strong>: Einen Teelöffel Olivenöl, einen Teelöffel Honig und ein Eigelb mischen, auftragen, einwirken lassen und abwaschen. </li><li><strong>Quark</strong>: Zwei bis drei Esslöffel Quark (evtl. mit etwas Honig gemischt) in das feuchte Haar geben und nach fünf Minuten Einwirkzeit wieder auswaschen. </li><li><strong>Avocadomaske</strong>: Fruchtfleisch einer reifen Avocado zerdrücken und mit einem Teelöffel Olivenöl mischen. Brei im Haar verteilen, 30 Minuten einwirken lassen und ausspülen. Avocados sind besonders pflegend, weil sie Omega-3-Fettsäuren und Protein enthalten. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Der Zustand von Kämmen und Bürsten wird bei der Haarpflege leicht vergessen. Um Haare und Kopfhaut zu schonen, sollten Zinken und Borsten abgerundet enden und keine scharfen Kanten aufweisen. Damit kein Fett und Schmutz auf dem Haar verteilt wird, müssen Kämme und Bürsten regelmäßig gereinigt werden – z. B. mit einem Shampoo. </p><p class="bodytext"><strong>Mehr Volumen für feines Haar </strong> </p><p class="bodytext">An feinem, dünnen Haar stören sich viele Menschen. Oft dünnt das Haar mit dem Älterwerden aus. Manchmal steckt auch ein Vitamin- oder Nährstoffmangel dahinter. Im Zweifel sollte man dies in der Arztpraxis abklären lassen. </p><p class="bodytext">Für die Pflege von dünnem Haar gilt: Weniger ist mehr. Shampoos oder Spülungen mit zu vielen pflegenden Zusätzen lassen dünnes Haar schnell strähnig werden. Spezielle Produkte für dünnes Haar setzen stattdessen auf volumenverstärkende Proteine oder kationische Polymere. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Mit einem geeigneten Haarschnitt wirkt dünnes Haar oft voluminöser. Zudem sollte man sich die Haarspitzen regelmäßig nachschneiden lassen, um ein Ausfransen zu verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Haare von innen stärken? </strong> </p><p class="bodytext">Um schönes und kräftiges Haar zu bilden brauchen Haarwurzeln zahlreiche Nährstoffe und Vitamine. Dazu gehören beispielsweise Biotin, Eisen, Kupfer, Selen, Vitamine A und D, Zink und Magnesium. Der Bedarf daran wird in der Regel durch eine ausgewogene Mischkost gedeckt. Vitamine und Mineralstoffen als Nahrungsergänzungsmittel fürs Haar einzunehmen ist meist überflüssig. </p><p class="bodytext">Manche Hersteller bieten für schönes Haar auch Präparate mit speziellen Inhaltsstoffen an. Dabei handelt es sich u.a. um Hirse, Lycopin, Taurin oder Grünteeextrakt. Ob diese Produkte die Qualität der Haare von innen verbessern, ist allerdings nicht belegt. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Eisenmangel kann zu Haarausfall führen. Wer als Vegetarier*in auf Fleisch und Geflügel verzichtet, sollte auf eine ausreichende Zufuhr über Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse achten. </p><p class="bodytext"> <strong>Kopfhaut unter Spannung </strong> </p><p class="bodytext">In manchen Fällen bereitet die Kopfhaut mehr Probleme als die Haare. Wenn sie spannt, juckt und brennt, ist meist die Hautbarriere gestört. Ursache sind äußerliche Reize wie starke Sonne, zu heiße Kopfwäschen, das Tragen enger Mützen oder trockene Heizungsluft. </p><p class="bodytext">Mit passenden Pflegeprodukten wird die Hautbarriere gestärkt und der Juckreiz gelindert. Extra milde Shampoos gibt es ebenso wie kühlende Shampoos in der Apotheke. Letztere enthalten meist Polidocanol oder Menthol. Zusätzlich kann ein auf die Kopfhaut aufgetragenes Tonikum helfen. Entsprechende Produkte, z.B. von Dermasence oder Eucerin, sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Werden die Probleme innerhalb weniger Tage nicht besser, sollte eine Arztpraxis aufgesucht werden. Hinter spannender und juckender Kopfhaut können auch Hauterkrankungen wie die Schuppenflechte oder ein Pilzbefall stecken. </p><p class="bodytext">Quelle:&nbsp;Deutsche Apotheker Zeitung 2023; 13: 44</p>

Vorsicht, FSME-Gefahr!

<p class="bodytext">Jedes Jahr infizieren sich in Deutschland hunderte Menschen durch einen Zeckenstich mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME genannt. Meist verläuft die Infektion harmlos. Doch bei einigen Patient*innen bleiben neurologische Schäden zurück, und jede hundertste verstirbt daran. Im aktuellen Ratgeber erfahren Sie, wann ein Zeckenstich gefährlich ist und wie man sich vor der FSME schützen kann. </p><p class="bodytext"> <strong>FSME-Viren weltweit verbreitet </strong> </p><p class="bodytext">Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Infektionskrankheit, bei der es zur Entzündung von Gehirn, Gehirnhaut (Meningen) und Rückenmark kommt. Ursache sind FSME-Viren, die durch Zecken übertragen werden. Sticht eine von FSME-Viren befallene Zecke zu, gelangen die Viren über den Zeckenspeichel in das Blut des Menschen und können so die Erkrankung auslösen. Im Jahr 2022 war dies in Deutschland bei 554 Personen der Fall. </p><p class="bodytext">FSME-Viren sind weltweit verbreitet, aber nicht überall gleich stark vertreten. In ganz Europa gibt Risikogebiete, in denen besonders viele Zecken das Virus in sich tragen. Dort infizieren sich entsprechend auch mehr Menschen durch Zeckenstiche mit FSME. Eine Region gilt dann als Risikogebiet, wenn etwa jede tausendste bis zwanzigste Zecke die Erkrankung überträgt. Außerhalb von Risikogebieten ist das FSME-Virus so selten, dass es trotz Zeckenstichen nur selten zur Infektion kommt. </p><p class="bodytext">In Deutschland gehören zu den Risikogebieten vor allem </p><p class="bodytext"><ul><li>Bayern und Baden-Württemberg </li><li>Südhessen und das südöstliche Thüringen </li><li>Sachsen und das südöstliche Brandenburg. </li></ul> </p><p class="bodytext">Seit einigen Jahren gibt es aber auch im Westen und Norden Deutschlands vereinzelte Risikogebiete. Dies sind z.B. das Emsland, die Landkreise Solingen (Nordrhein-Westfalen) und Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) sowie der Saarpfalz-Kreis. Das <a href="https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/09/Art_01.html" target="_blank">Robert Koch-Institut veröffentlich auf seiner Webseite</a> regelmäßig Informationen zu den aktuellen Risikogebieten in Deutschland. Informationen zu den europäischen FSME-Risikogebieten sind auf den <a href="https://www.ecdc.europa.eu/en/tick-borne-encephalitis/surveillance-and-disease-data/epidemiology" target="_blank">Seiten des European Center for Disease Prevention and Control </a>(ECDC) erhältlich. </p><p class="bodytext">Doch die FSME-Gefahr wächst nicht nur dadurch, dass die Viren geographisch immer weiter von Süden nach Norden vorrücken. Hinzu kommt: Zecken werden bei Temperaturen über 8° C aktiv - die Hauptübertragungszeit ist deshalb zwischen April und Oktober. Durch die Klimaerwärmung verlängert sich die Zeckensaison aber zunehmend und damit steigt auch das Risiko, von Zecken gestochen zu werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer sich in den Bergen aufhält, muss FSME und andere von Zecken übertragene Erkrankungen weniger fürchten. Krankheitsübertragende Zecken kommen bisher nur in Höhen bis etwa 2000 m vor. </p><p class="bodytext"><strong>Bei zweiphasigem Verlauf wird´s brenzlig </strong> </p><p class="bodytext">Krankheitserscheinungen entwickeln etwa ein Drittel der Menschen, die von einer mit FSME-Viren befallenen Zecke gestochen werden. Von schwerwiegenden Symptomen und bleibenden Schäden sind eher Erwachsene und vor allem älteren Menschen betroffen. Kinder haben meist leichtere Krankheitsverläufe. </p><p class="bodytext">Ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich beginnt die Erkrankung zunächst mit leichten grippeartigen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel. In den meisten Fällen bilden sich diese Beschwerden wieder zurück und die Krankheit ist überstanden. </p><p class="bodytext">In etwa 10% der Infektionen kommt es jedoch nach einem fieberfreien Intervall zu einem weiteren Krankheitsgipfel mit Beteiligung des zentralen Nervensystems. Die Erkrankten leiden unter hohem Fieber, Übelkeit, Erbrechen und starken Kopfschmerzen. Als Zeichen für entzündete Hirnhäute ist die Nackensteifigkeit typisch. Das bedeutet, dass das Beugen des Kopfes nach vorn zur Brust schmerzhaft und daher nur eingeschränkt möglich ist. In sehr schweren Fällen schädigt die Infektion sogar die Nerven und es drohen Lähmungen (auch der Atemmuskeln) und Schluckstörungen. </p><p class="bodytext">Sind nur die Hirnhäute betroffen, heilt die Erkrankung meist folgenlos aus. Schlechter ist die Prognose, wenn das Gehirn auch infiziert ist. Dann muss jede Fünfte mit bleibenden Schäden wie Lähmungen, epileptischen Anfällen oder Gleichgewichtsstörungen rechnen. Jede Hundertste der Patient*innen mit Beteiligung des zentralen Nervensystems stirbt sogar an seiner FSME-Infektion. Am höchsten ist dieses Risiko, wenn neben dem Gehirn auch das Rückenmark beteiligt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Zeckenstich – wann zur Ärztin? </strong> </p><p class="bodytext">Wer an sich oder seinem Kind eine Zecke entdeckt, sollte diese möglichst schnell entfernen. FSME-Viren werden nämlich schon mit dem ersten Zeckenspeichel ins Blut übertragen. Zum Entfernen eignen sich am besten Pinzetten oder spezielle Instrumente, wie Zeckenzangen oder Zeckenkarten. Ihre Apotheker*in berät Sie beim Kauf, wie man diese am effektivsten einsetzt. </p><p class="bodytext">Nach dem Herausziehen der Zecke desinfiziert man die Einstichstelle gründlich. Kommt es in der Woche nach dem Zeckenstich zu Fieber, Kopfschmerzen oder gar Nackensteifigkeit, muss unbedingt die Hausärzt*in aufgesucht werden. Tritt an der Einstichstelle eine ringförmige Rötung auf, könnte eine weitere durch Zecken übertragene Infektion, die Borreliose, dahinterstecken. Auch in diesem Fall sollte man schleunigst eine Arztpraxis aufsuchen. Denn gegen die Borreliose helfen – früh eingesetzt – Antibiotika. </p><p class="bodytext"> In der Arztpraxis wird ein Verdacht auf FSME über eine Blutentnahme abgeklärt. In den ersten beiden Wochen nach der Infektion lässt sich direkt das Virus bestimmen. Später ist das nicht mehr möglich, dann sucht die Ärzt*in nach Antikörpern, die der Körper zur Abwehr des Virus bildet. Diese lassen sich im Blut oder in der Hirnflüssigkeit (Liquor) nachweisen. </p><p class="bodytext">Eine spezielle Therapie gegen FSME gibt es nicht. Behandelt werden die Symptome. Gegen Kopfschmerzen und Fieber bekommen die Betroffenen z.B. Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr schweren Verläufen mit Atemlähmung oder Bewusstseinsstörungen müssen die Erkrankten intensivmedizinisch betreut werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Neurologische Schäden wie Lähmungen oder Sprechstörungen erfordern oft eine lange Behandlung. Etwa 40% der Betroffenen benötigen Rehamaßnahmen. Zum Einsatz kommen dabei vor allem Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als erkranken </strong> </p><p class="bodytext">Da es zur Behandlung der FSME keine spezielle Therapie gibt, ist Vorbeugen umso wichtiger. Basismaßnahme ist der Schutz vor Zeckenstichen. Wer sich in der Natur aufhält, sollte geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen und feste Schuhe tragen. Sehr hilfreich ist es, die Hosenbeine in die Strümpfe zu stecken. Entgegen landläufiger Meinung fallen die Zecken selten von Ästen. Sie heften sich eher von unten an den Menschen, z.B. über Gräser, und krabbeln dann unter die Kleidung die Beine entlang in Richtung Kniekehle oder Leiste. Um unbedeckte Hautstellen zeckenfrei zu halten, gibt es zeckenabweisende Mittel – diese halten allerdings nur wenige Stunden an. </p><p class="bodytext">Die sicherste Maßnahme gegen die FSME ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung verschiedenen Bevölkerungsgruppen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Personen, die in Risikogebieten leben oder sich dort kurzfristig aufhalten, und dort von Zecken gestochen werden können. Das sind z.B. Wandernde, Hundebesitzer*innen und andere Menschen, die sich viel in der Natur aufhalten. </li><li>Personen, die in Risikogebieten im Wald oder der Landwirtschaft arbeiten. </li><li>Menschen, die außerhalb von Deutschland in Risikogebieten Urlaub machen wollen. </li><li>Laborpersonal. </li></ul> </p><p class="bodytext">Kinder sollten ebenfalls gegen FSME geimpft werden – auch wenn die Infektion bei ihnen meist leichter verläuft. Erlaubt ist die Impfung ab dem Alter von zwölf Monaten. Allerdings löst sie bei Kleinkindern unter drei Jahren in bis zu 15% Fieber aus. Ärzt*in und Eltern besprechen deshalb am besten individuell, wie hoch das Risiko für das Kind tatsächlich ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Krankenkassen tragen die Kosten für Personen, die innerhalb Deutschlands gefährdet sind, also z.B. in einem Risikogebiet wohnen. Ob die Kosten auch als Reiseimpfung für einen Auslandaufenthalt in Risikogebieten übernommen werden, muss man mit seiner Kasse abklären. </p><p class="bodytext"><strong>Dreimal impfen muss sein </strong> </p><p class="bodytext">Für den kompletten Impfschutz sind drei Impfungen erforderlich. Je nach verwendetem Präparat erfolgt die zweite Impfung zwei Wochen bis drei Monate nach der Basisimpfung. Impfung Nr. 3 wird dann nach fünf bis zwölf oder neun bis zwölf Monaten verabreicht. Um schon im Frühjahr geschützt zu sein, beginnt man mit den Impfungen am besten im Winter. Etwa zwei Wochen nach der zweiten Impfung hat sich in den meisten Fällen ein Schutz entwickelt, der für eine Zeckensaison anhält. Nach der dritten Impfung hält der Schutz mindestens drei bis fünf Jahre, häufig auch länger. Expert*innen empfehlen, die FSME-Impfung bei Erwachsenen alle drei Jahre aufzufrischen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Personen mit reduzierter Immunabwehr (z.B. unter einer Therapie mit immununterdrückenden Medikamenten oder bei einer Autoimmunerkrankung) benötigen vielleicht mehr Impfungen. Deswegen prüft die Ärzt*in nach der zweiten Teilimpfung, ob der Körper ausreichend Antikörper gebildet hat. </p><p class="bodytext"><strong>Nebenwirkung durch die Impfung? </strong> </p><p class="bodytext">Meist werden die Impfungen gut vertragen. Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle sind häufig, aber harmlos. Manchmal treten in den ersten vier Tagen nach der Impfung grippeähnliche Beschwerden auf, sehr selten auch Missempfinungen oder Kribbeln. Manche Geimpfte klagen auch über Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden. Diese unerwünschten Wirkungen klingen in den allermeisten Fällen aber schnell wieder ab und haben keine Folgen. Oft kommt es auch nur bei der ersten Impfung dazu und nicht bei den Folgeimpfungen. </p><p class="bodytext">Anders ist das bei Kindern unter drei Jahren. Diese reagieren in 15% der Impfungen mit Fieber. Die Ärztin bespricht deshalb mit den Eltern individuell, ob die Impfung wirklich nötig ist. Das gilt auch, wenn das Kind eine Hühnereiweißallergie hat. Die FSME-Viren für die Impfstoffentwicklung werden auf Bindegewebszellen von Hühnern gezüchtet. Damit besteht ein minimales Risiko, dass im Impfstoff Hühnereiweiß enthalten ist. Ein Kind mit schwerer Hühnereiweißallergie darf nur unter besonderen Schutzmaßnahmen und mit anschließender Beobachtung geimpft werden. </p><p class="bodytext"><strong>Schnellschema für Eilige </strong> </p><p class="bodytext">Normalerweise braucht der Körper mehrere Monate, bis er nach der Impfung einen ausreichenden Schutz aufgebaut hat. Wer kurzfristig eine Reise in ein Risikogebiet plant, benötigt den Impfschutz deutlich schneller. Dann kann nach einem speziellen Schnellschema geimpft werden. </p><p class="bodytext">Auch hierbei hängen die Impfabstände vom verwendeten Impfstoff ab. Dabei werden z.B. die zweite und dritte Impfung sieben bzw. 21 Tagen nach der Erstimpfung verabreicht. In der Regel lässt sich so drei bis fünf Wochen nach der Basisimpfung ein Impfschutz für ein- bis eineinhalb Jahre erreichen. Welches Präparat und Impfschema am besten geeignet ist, muss individuell entschieden werden. </p><p class="bodytext">Quellen: <a href="https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/FSME.pdf?__blob=publicationFile" target="_blank">Robert Koch-Institut</a>, Fischer S., DAZ 2023;8:32</p>

Was bezwingt chronischen Juckreiz?

<p class="bodytext">Wer chronischem Juckreiz den Kampf ansagt, sollte zunächst nach der Ursache suchen – und die ist nicht immer in der Haut zu finden. Auch internistische oder neurologische Erkrankungen können hinter quälendem Jucken stecken. Behandelt wird in Stufen: Zunächst mit allgemeinen Maßnahmen, dann mit juckreizhemmenden Cremes und Lotionen und zuletzt mit Medikamenten. </p><p class="bodytext"><strong>Akuter oder chronischer Juckreiz </strong> </p><p class="bodytext">Jucken ist ein natürlicher Vorgang, der manchmal durchaus einen Sinn hat: Er warnt zum Beispiel, wenn es zu Kontakt mit Insektengift gekommen ist. Das durch den Juckreiz ausgelöste instinktive Kratzen hilft dann, die hautschädigende Substanz zu entfernen. In anderen Fällen ist Juckreiz eher eine lästige Begleiterscheinung der körperlichen Abwehrprozesse, etwa bei Windpocken oder anderen Infektionen. Klingt die Infektion ab, verschwindet der Juckzreiz in der Regel wieder. </p><p class="bodytext">Anders ist das bei chronischem Juckreiz (chronischem Pruritus). Davon spricht man, wenn der Juckreiz länger als 6 Wochen anhält oder immer wieder kommt. Das ist gar nicht so selten der Fall: Jeder fünfte Erwachsene gibt an, schon einmal darunter gelitten zu haben. Aktuell gehen Expert*innen davon aus, dass 7 von 100 Menschen unter chronischem Juckreiz leiden. Besonders häufig betroffen sind Menschen über 60 Jahre. </p><p class="bodytext">Ursachen für das chronische Jucken gibt es sehr viele. Besonders bei Hauterkrankungen ist Juckreiz eins der Hauptsymptome, allen voran bei Neurodermitis und Urtikaria. Chronischer Juckreiz ist aber auch typisch für eine Vielzahl internistischer, neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. Beispiele sind </p><p class="bodytext"><ul><li>Lebererkrankungen (dann ist er meist von einer Gelbsucht begleitet) </li><li>Diabetes </li><li>chronische Nierenerkrankungen </li><li>AIDS </li><li>Krebsleiden. </li></ul> </p><p class="bodytext">Auch jede fünfte Schwangere leidet unter Juckreiz. Und nicht zuletzt können Medikamente Juckreiz auslösen. Dazu gehören Antidepressiva wie Citalopram oder Doxepin, Blutdruckmittel wie Clonidin und Doxazosin, Entwässerungstabletten wie Furosemid und Thiazide sowie eine große Anzahl weiterer Wirkstoffe. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Relativ häufig lässt sich trotz intensiver Suche keine Grunderkrankung bzw. kein Auslöser finden. Dann spricht man von einem idiopathischen Juckreiz. </p><p class="bodytext"><strong>Unbedingt zur Ärzt*in! </strong> </p><p class="bodytext">Chronischer Juckreiz ist eine Qual und lässt sich mit einfachen Selbsthilfemaßnahmen oft nicht lindern. Deswegen erscheinen Betroffene meist schnell in der Arztpraxis. Und das ist auch gut so: Weil ernste Erkrankung hinter chronischem Juckreiz stecken können, sollte er immer abgeklärt werden. </p><p class="bodytext">Für die Diagnose hilft eine genaue Beschreibung der Beschwerden. Wann tritt der Juckreiz auf, wodurch wird er ausgelöst, wird er nachts schlimmer, hängt er mit der Einnahme von Medikamenten zusammen? Um der Ärzt*in alle Fragen beantworten zu können, ist ein Beschwerdetagebuch hilfreich. Darin sollte man nicht nur die Auslöser des Juckreizes vermerken, sondern auch die Stärke des Juckens. Dies lässt sich am besten in einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (unerträglich) beschreiben. </p><p class="bodytext"> Auch die Art des Juckens und das dadurch ausgelöste Kratzverhalten können Hinweise auf die Ursache geben. Bei einer Urtikaria reiben Patient*innen die Haut häufig. Starkes Kratzen ist eher typisch für ekzematöse Hauterkrankungen. Eine besonders auffällige Form ist das sogenannte Löffeln: Dabei verletzten die Betroffenen die Haut an der juckenden Stelle mit den Fingernägeln. Es kommt zu knötchenartigen Herden mit zahlreichen Narben. Dieses Löffeln findet sich bei älteren, nierenkranken Menschen, aber auch bei Patient*innen mit Neurodermitis. </p><p class="bodytext">Ist die Vorgeschichte geklärt, geht es mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung weiter. Dabei betrachtet die Ärzt*in die gesamte Haut und tastet Lymphknoten und Leber ab. Je nach Verdachtsdiagnose helfen auch Laboruntersuchungen weiter. Manchmal veranlasst die Ärzt*in zudem Ultraschalluntersuchungen oder Röntgenaufnahmen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Regelmäßige Aufzeichnungen helfen nicht nur bei der Diagnose, sondern auch zur Beurteilung eines Behandlungserfolgs. Ein Juckreiz- oder Symptomtagebuch ist als App besonders praktisch. Ein Beispiel zum Herunterladen ist die kostenlose ItchyApp. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 1: Basismaßnahmen plus Antihistaminikum </strong> </p><p class="bodytext">Ist eine Diagnose gestellt, behandelt die Ärzt*in zunächst einmal die Grunderkrankung. Parallel dazu empfehlen Expert*innen folgende Basismaßnahmen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Zur Körperhygiene milde, nicht-alkalische Seifen oder rückfettende Waschsyndets verwenden. Auch Dusch- und Badeöle sind erlaubt, dürfen aber nur einen geringen Anteil an Tensiden erhalten. Nicht zu häufig und zu lange baden, sondern lieber nur kurz mit lauwarmem Wasser duschen. </li><li>Nach dem Waschen die Haut vorsichtig abtupfen und nicht trockenreiben. Das gilt vor allem, wenn eine Hauterkrankung vorliegt. Nach jedem Duschen oder Baden und mindestens ein Mal täglich die Haut mit einer rückfettenden und hydratisierenden Basistherapie pflegen. Dafür verwendete Wirkstoffe sind vor allem Glycerin, Harnstoff (Urea) und Milchsäure. Entsprechende Präparate und eine individuelle Produktberatung gibt es in der Apotheke </li><li>Weiche, luftige Kleidung aus Baumwolle tragen. </li><li>Faktoren meiden, die zur Austrocknung der Haut führen. Dazu gehören z. B. Saunabesuche, Aufenthalt in trockenem, heißen Klima, alkoholische Umschläge oder Eispackungen. </li><li>Mit leichten Baumwollhandschuhen schlafen, um die Folgen unbewussten nächtlichen Kratzens zu mildern. </li></ul> </p><p class="bodytext">Reichen die Basismaßnahmen nicht aus, dürfen Antihistaminika der 2. Generation ausprobiert werden. Sie helfen besonders bei der Urtikaria (einer Unterform des chronischen Juckreizes) und beim atopischen Ekzem. </p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Auch kalte, feuchte Umschläge helfen gegen Juckreiz. Aber bitte dafür weder Kamille noch Teebaumöl verwenden! Diese Substanzen reizen die Haut und können daher die Beschwerden noch verstärken. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 2: Das Übel an der Wurzel packen </strong> </p><p class="bodytext">Oft lindern die Basismaßnahmen den Juckreiz nicht ausreichend. In der zweiten Behandlungsstufe dann an die Ursache angepasste Therapien hinzu (bei unklarer Ursache wird gleich zur Stufe 3 gesprungen). </p><p class="bodytext"><ul><li>Ist eine Nierenerkankung der Auslöser, helfen Difelikefalin, Gabapentin oder Cromoglycinsäure.</li><li>Gegen leberbedingten Juckreiz verordnen die Ärzt*innen vor allem Colestyramin oder Rifampicin. </li><li>Liegt eine Krebserkrankung zugrunde, kommen z. B. Paroxetin, Aprepitant oder Naltrexon zum Einsatz. </li><li>Nervenbedingter Juckreiz wird durch Capsaicin-Creme oder Gabapentin gemildert. </li><li>Für die schwerste Ausprägung des chronischen Juckreizes, die noduläre Prurigo mit Knötchen und Narben, stehen Zytostatika wie Azathioprin und Methotrexat zur Verfügung.</li></ul> </p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Auch die Bestrahlung mit UV-Licht (UV-Phototherapie) lindert chronischen Juckreiz. Sie wird in verschiedenen Varianten vor allem bei entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt, hilft aber auch bei einigen internistischen Erkrankungen. </p><p class="bodytext"> <strong>Stufe 3: Juckreiz hemmen </strong> </p><p class="bodytext">Reicht die ursächlich angepasste Therapie von Stufe 2 nicht aus, wird der Juckreiz lokal auf der Haut oder im zentralen Nervensystem mit Medikamenten gehemmt. In den Fällen, in denen die Ursache unklar ist (idiopathischer chronischer Juckreiz), kann man die Stufe 2 auch überspringen und gleich mit der juckreizhemmenden Therapie beginnen. Zum Auftragen auf die Haut stehen folgende Substanzen zur Verfügung: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Lokalanästhetika </strong>(Betäubungsmittel). Verschiedene Substanzen wirken auf Hautrezeptoren und Nervenfasern und können dadurch Juckreiz und Schmerz betäuben. Sie wirken allerdings nur kurzzeitig. Empfohlen werden Cremes, Salben oder Lotionen mit Menthol und Polidocanol, aber auch mit Lidocain. </li><li><strong>Kortison.</strong> Glukokortikoide zum Auftragen wirken antientzündlich und reduzieren dadurch den Juckreiz. Sie können kurzfristig zur Behandlung des Juckreizes bei entzündlichen Hauterkrankungen oder aufgekratzten Läsionen eingesetzt werden. Eine langfristige Anwendung ist zu vermeiden, weil Kortison auf Dauer die Haut verdünnt und so noch empfindlicher macht. </li><li><strong>Capsaicin. </strong>Der aus einer Paprikapflanze gewonnene Wirkstoff bindet an einen Hitzekanal von Nervenfasern und Hautzellen und führt zu einem brennenden oder wärmenden Gefühl. Nach einigen Tagen werden dadurch Juckreiz und Schmerzen unterdrückt. Capsaicin gibt es als Creme und Pflaster. </li><li><strong>Calcineurininhibitoren.</strong> Tacrolimus und Pimecrolimus sind Arzneistoffe mit einer anti-immunen Wirkung und helfen besonders gut bei neurodermitisch bedingtem Juckreiz. Häufig profitieren von ihnen auch Patient*innen mit anderen Hauterkrankungen wie etwa der Röschenflechte (Rosazea) oder internistisch bedingtem chronischem Juckreiz. </li></ul> </p><p class="bodytext">In schweren Fällen wird der chronische Juckreiz von innen (d.h. systemisch), behandelt. Dazu verordnet die Ärzt*in Tabletten, in einigen Fällen wird der Wirkstoff auch intravenös verabreicht. Folgende Substanzen unterbrechen das Juckreizsignal oder verhindern dessen Weitervermittlung: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Gabapentin und Pregabalin</strong>. Diese beiden Substanzen wirken juckreizhemmend, indem sie die Nervenfasern stabilisieren und hemmende Mechanismen verstärken. Zugelassen sind sie zur Behandlung des nervenbedingten Juckreizes. Sie werden von der aktuellen Leitlinie aber auch bei chronischem Juckreiz anderer Ursache empfohlen. </li><li><strong>Antidepressiva. </strong>Die Leitlinien empfehlen vor allem den Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Paroxetin. Eine Alternative sind Mirtazapin und Doxepin. </li><li><strong>Gamma-Opioidrezeptorantagonisten</strong>. Naltrexon und Naloxon aktivieren hemmende Nervenzellen im Gehirn. Sie sind nicht nur bei internistisch oder neurologisch bedingtem, sondern auch beim idiopathischen Juckreiz effektiv Naltrexon wird oral verabreicht, Naloxon über die Vene. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortisontabletten wirken gegen Juckreiz. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen sollten sie jedoch nur bei schwerstem chronischen Juckreiz und hohem Leidensdruck kurzfristig eingesetzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Die Psyche juckt mit </strong> </p><p class="bodytext">Neben der richtigen Pflege und Medikamenten gibt es auch noch grundlegendere Behandlungsansätze bei Juckreiz. Zum Beispiel hat die Psyche einen großen Einfluss auf die Stärke des Juckreizes. So wird das Jucken meisten schlimmer, wenn man aufgeregt oder angespannt ist oder negativen Stress hat. Deshalb profitieren viele Patient*innen von Entspannungstechniken wie dem Autogenen Training oder der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen. </p><p class="bodytext">Eine wichtige Behandlungssäule beim chronischen Juckreiz ist die außerdem die Patientenedukation. Durch Schulungsprogramme lernen Betroffene Ablenkungsstrategien und Methoden, den Juck-Kratz-Zirkel zu unterbrechen. Dazu gehört beispielsweise, den Kratztrieb umzulenken und statt der Haut lieber ein Kissen oder die Bettdecke zu „bearbeiten“. </p><p class="bodytext">Menschen mit dauerhaftem, schwer beeinflussbarem Juckreiz entwickeln aufgrund der eingeschränkten Lebensqualität häufig Depressionen oder Ängste. Manche ziehen sich auch aus dem sozialen Leben zurück, weil der Juckreiz ihren Alltag beherrscht. In diesen Fällen gehört eine Psychotherapie mit zum Behandlungsprogramm. </p><p class="bodytext">Quelle: S2k Leitlinie „Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus“, AWMF-Register-Nr.: 013-048, 2021 </p>

Kopfläusen den Garaus machen

<p class="bodytext">Wenn der Kindergarten oder die Schule Kopflausalarm geben, ist das kein Grund zur Panik: Ein Kopflausbefall ist bis auf das Jucken harmlos und in der Regel gut beherrschbar. Denn mit Nissenkamm und potenten Wirkstoffen aus der Apotheke kann man die Tierchen gut aufspüren und erfolgreich vertreiben. </p><p class="bodytext"><strong>Die Laus braucht den Menschenkopf </strong> </p><p class="bodytext">Kopfläuse leben ausschließlich auf Menschenköpfen. Sie sind lästig, aber harmlos, denn sie übertragen keine Krankheiten. Allerdings verbreiten sie sich von Kopf zu Kopf gerne weiter. Das hat übrigens nichts mit der persönlichen Hygiene zu tun. Kopfläuse sollen sich in frisch gewaschenem Haar sogar besonders wohl fühlen. </p><p class="bodytext"> Haben sie einen Kopf erobert, stechen sie alle zwei bis vier Stunden in die Haut und saugen nach Blut. Der Läusespeichel juckt heftig – bei Erstbefall allerdings oft erst nach einiger Zeit. Erwachsene Läuse leben etwa vier Wochen lang. Währenddessen legt jedes Läuseweibchen ca. 150 Eier und verklebt diese kopfhautnah an den Haarschäften. Nach einer Woche schlüpfen die Larven und lassen die leeren Eihüllen (Nissen) am Haar zurück. </p><p class="bodytext">Damit sie schnell an ihre Futterquelle kommen, sitzen Larven und junge Kopfläuse am liebsten ganz nah an der Kopfhaut. Erwachsene Kopfläuse sind etwas wanderfreudiger: Sie dringen bis zu den Haarspitzen vor. Von dort gelangen sie auf andere Köpfe. Da sie aber weder springen noch fliegen können, geschieht das nur durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Zum Beispiel wenn Kinder beim Spielen die Köpfe zusammenstecken oder mit ihren Eltern auf dem Sofa kuscheln. </p><p class="bodytext"> Fern vom Menschenkopf halten es Kopfläuse nicht lange aus. Bereits nach wenigen Stunden ohne Blutmahlzeiten sind sie zu geschwächt, um herumzukrabbeln, und sterben nach zwei bis drei Tagen endgültig ab. Deshalb ist die Übertragung durch Mützen oder Kämme nur sehr selten und nur denkbar, wenn diese Gegenstände innerhalb kurzer Zeit gemeinsam benutzt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Kopfläuse haben nur einen einzigen Wirt: den Menschen. Tiere befallen sie nicht. Hunde, Katzen und Hamster müssen deshalb bei Entlausungsaktionen nicht mitbehandelt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ruhe bewahren und auf Laussuche gehen </strong> </p><p class="bodytext">Ansteckungsgefahr besteht also vor allem dort, wo Menschen eng zusammenkommen. Das ist z.B. in Kindergärten, Kitas und Schulen der Fall, wo Kinder miteinander toben und spielen. Beim eigenen Kind macht sich ein Lausbefall durch Kopfjucken bemerkbar. Häufiger werden Eltern jedoch mit einem Lausalarm aus Schule oder Kindergarten konfrontiert. Jetzt gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren. Auch wenn der Gedanke an die krabbelnden Mitbewohner mehr als ungemütlich ist – Kopfläuse lassen sich sehr gut bekämpfen. </p><p class="bodytext">Zunächst muss allerdings geprüft werden, ob das eigene Kind schon Kopfläuse hat. Dazu scheitelt man die Haare an mehreren Stellen und sucht die Kopfhaut nach Larven ab. Achten sollte man auch auf die typischen klebrigen braunen Lauseier und leere Eihüllen, die Nissen. Am ehesten lassen sich diese an den Schläfen, hinter den Ohren und im Nacken aufspüren. Erwachsene Läuse findet man, wenn man die feuchten Haare mit einem dichten Kamm durchkämmt. Das geht am besten so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Haare mit einer handelsüblichen Spülung anfeuchten.</li><li>Mit einem Läuse- oder Nissenkamm Strähne für Strähne vom Haaransatz bis zur Spitze durchkämmen.</li><li>Nach jeder Strähne den Kamm auf Küchenpapier ausstreichen, das ausgestrichene Material nach Larven, Eiern und Läusen absuchen. Hier ist eine Lupe hilfreich.</li><li>Wurden Läuse, Larven, Eier oder Nissen gefunden, müssen alle Familienmitglieder auf Läuse kontrolliert werden. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Läuse- oder Nissenkämme gibt es aus Metall, Kunststoff oder Naturkautschuk in der Apotheke. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Zinken gerade sind und eng beieinander (&lt; 0,3 mm) stehen. Abgerundete Ecken schonen zudem die Kopfhaut. </p><p class="bodytext"><strong>Weg mit der Laus – aber wie? </strong> </p><p class="bodytext">Gründliches Auskämmen mit dem Läusekamm eliminiert schon einen Teil der Läuse. Damit sie aber zuverlässig verschwinden, muss der befallene Kopf zusätzlich behandelt werden. Dafür werden die Kopfläuse erstickt. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl: Neurotoxische Präparate lähmen die Atmung der Kopfläuse. Physikalische Mittel legen sich wie ein Film um die Laus, dringen in die Atemwege ein und verhindern dadurch die Sauerstoffaufnahme. </p><p class="bodytext"><ul><li>Zu den <strong>neurotoxischen Läusemitteln</strong> gehören die Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrumextrakt oder Allethrin. Ihr Vorteil ist, dass sie meist schon bei einer Anwendung alle Lausstadien abtöten. Manchmal bilden die Läuse jedoch Resistenzen gegen die Wirkstoffe, d.h. die Mittel wirken nicht. Außerdem reagieren machen Menschen allergisch auf die neurotoxischen Anti-Laus-Mittel.</li><li><strong>Physikalische Wirkstoffe </strong>wie Dimeticon, Neem-Extrakt oder Paraffinöl zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, Resistenzen bilden sich kaum. Allerdings sind sie schwächer in der Wirkung, weshalb mindestens zwei Anwendungen erforderlich sind (siehe unten „Läsuefahrplan“). </li></ul> </p><p class="bodytext">Die Läusemittel gibt es flüssig als Lösungen, als Emulsionen oder als Gele. Egal welcher Wirkstoff eingesetzt wird: Der Beipackzettel muss gründlich gelesen und die Gebrauchsanweisung streng eingehalten werden, damit sich die Wirkung entfalten kann. Manche Produkte werden im feuchten, andere im trockenen Haar angewendet. Auch die erforderlichen Einwirkungszeiten unterscheiden sich, sie reichen von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht, einige Präparate sind entflammbar. Bei der Verwendung darf keinesfalls geraucht werden, offene Flammen und heißes Föhnen müssen ebenso vermieden werden! </p><p class="bodytext"><strong>Den richtigen Läusefahrplan beachten </strong> </p><p class="bodytext">Unabhängig vom verwendeten Präparat empfiehlt das Robert Koch-Institut grundsätzlich eine Basis- und eine Wiederholungsbehandlung. Um alle erwachsenen Läuse, Larven und Eier zu erwischen, verläuft die Vertreibung der Kopflaus am besten nach folgendem Fahrplan: </p><p class="bodytext"><ul><li>Tag 1: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden</li><li>Tag 5: nass auskämmen</li><li>Tag 9: nass auskämmen und Kopflausmittel anwenden</li><li>Tag 13: nass auskämmen</li><li>Tag 17: nass auskämmen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Behandelt werden sollen alle Familienmitglieder, bei denen sich beim Auskämmen ein Läusebefall gezeigt hat. Ob lausfreie Menschen des gleichen Haushalts vorsorglich mitzubehandeln sind, wird unterschiedlich beurteilt. Im Zweifel sollte man Hausärzt*in oder Kinderärzt*in dazu befragen. </p><p class="bodytext">Die bei der Läusekur getragene Kleidung, die verwendeten Handtücher und die aktuell genutzte Bettwäsche sollten bei 60° C in der Waschmaschine gewaschen werden. Was diese Temperatur nicht aushält oder gar nicht gewaschen werden kann (z. B. Mützen), steckt man für eine Woche in einen dicht schließenden Plastiksack. Auf diese Weise sterben bzw. verhungern die Läuse. </p><p class="bodytext">Kämme, Bürsten oder Haarspangen reinigt man am besten in heißer Seifenlösung. Weitere Hygienemaßnahmen sind nicht erforderlich. Auch das häufig empfohlene Tieffrieren der Kuscheltiere, das Waschen der gesamten Bekleidung im Kleiderschrank sowie ein übertriebener Hausputz sorgen nur für Stress in der Familie. </p><p class="bodytext"><strong>Umfeld und Kindergarten informieren! </strong> </p><p class="bodytext">Damit die Läuseplage gestoppt wird, ist es wichtig, die Menschen in der direkten Umgebung über den Kopflausbefall aufzuklären. Dazu gehören auch die Eltern von Vereinskameraden oder Spielfreunden des Kindes. Peinlich sein muss einem der Läusebefall nicht. Denn Läuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Und falsche Scham führt nur dazu, dass sich die Laus auf weiteren Köpfen verbreiten kann. </p><p class="bodytext">Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Erziehungsberechtigte sogar dazu verpflichtet, den Kopflausbefall ihres Kindes dem Kindergarten oder der Schule mitzuteilen. Von dort wird dann das Gesundheitsamt informiert und die Eltern sämtlicher anderer Kinder benachrichtigt. </p><p class="bodytext">Nach der ersten Behandlung darf das Kind Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Manchmal ist dafür ein Attest erforderlich. Meist reicht es aber aus, wenn die Eltern schriftlich erklären, dass sie die Läusekur wie angegeben durchgeführt haben. Voraussetzung ist allerdings, dass sie am 9. Tag eine zweite Behandlung durchführen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Das Läuseauskämmen ist für viele Kinder eine langweilige oder gar unangenehme Prozedur. Man kann es ihnen leichter machen, wenn man ihnen dabei vorliest oder ihre Lieblings-CD laufen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn die Laus nicht weicht? </strong> </p><p class="bodytext">Wird der Kopf trotz Behandlung nicht lausfrei, kann das bei den neurotoxischen Wirkstoffen an Resistenzen liegen. In diesen Fällen ist der Wechsel auf ein anderes Produkt hilfreich. Viel häufiger sind jedoch Anwendungsfehler an der fehlenden Wirkung schuld: </p><p class="bodytext"><ul><li>zu kurze Einwirkungszeit, weil das Präparat zu früh ausgewaschen wurde</li><li>ungleichmäßiges Auftragen, Verwendung von zu wenig Wirkstoff</li><li>zu starke Verdünnung des Wirkstoffs durch Anwendung auf zu nassen Haaren</li><li>Aufsaugen des Wirkstoffs durch ein Handtuch, das bei der Anwendung um den Kopf gewickelt wurde. </li></ul> </p><p class="bodytext">Oft kann in solchen Fällen schon die Apotheker*in helfen. Im Zweifel wissen auch die Hausärzt*in oder die Kinderärzt*in Rat. </p><p class="bodytext"> <strong>Manchmal besser doch in die Arztpraxis</strong> </p><p class="bodytext"> Kopfläuse am Kinderkopf lassen sich gut in Eigenregie behandeln. Es gibt jedoch Situationen, in denen ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Das ist der Fall bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern. Je nach Wirkstoff sind die Läusemittel nur für bestimmte Altersstufen zugelassen. Das am besten geeignete Mittel lässt man sich sicherheitshalber von der Kinderärzt*in empfehlen. </p><p class="bodytext">Auch wenn die juckende Kopfhaut schon wundgekratzt ist, sollte eine Ärzt*in sie vor dem Einsatz von Läusemitteln sicherheitshalber inspizieren. Solche Ekzeme finden sich meist hinter den Ohren, am Nacken und am Hinterkopf. Sind die Wunden offen, drohen Infektionen. </p><p class="bodytext">Die gleiche Vorsicht ist geboten, wenn die betroffenen Kinder an einer Hauterkrankungen leiden. Ist der Kopf von Neurodermitis oder Schuppenflechte befallen, sollte das Läusemittel z.B. keine irritierenden Duftstoffe enthalten. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Antiläusemittel Permethrin und Pyrethrum sind mit Stoffen aus der Chrysantheme verwandt. Bei Chrysanthemenallergie muss die Ärzt*in entscheiden, ob die Haare nur nass ausgekämmt werden dürfen oder ob es Läusemittel gibt, die man bedenkenlos anwenden darf. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugende Maßnahmen </strong> </p><p class="bodytext">Eltern möchten ihren Nachwuchs häufig vor einem Läusebefall schützen. Das ist z.B. denkbar, wenn in der Schule Lausalarm gegeben wurde, der Kinderkopf jedoch (noch) nicht befallen ist. Auch vor einem geplanten Aufenthalt mit engem Kontakt in überfüllten Hilfseinrichtung möchten manche Menschen gerne vorbeugende Maßnahmen ergreifen. </p><p class="bodytext">Dafür haben sich einige Hersteller etwas einfallen lassen. So gibt es ein Läuseabwehrspray mit einem Extrakt aus Zitroneneukalyptus, das auf den Kopf gesprüht wird. Der Extrakt bildet eine Art Schutzschild um das Haar und soll dazu führen, dass die Läuse Haare nicht mehr als solche erkennen. Die Wirkung soll bis zwölf Stunden anhalten. </p><p class="bodytext">Ein anderes Produkt aus Dimeticon und Activdiol<sup>®</sup> wird nach der Haarwäsche ins feuchte Haar gesprüht. Es soll die Laus schädigen, bevor sie sich festsetzen und vermehren kann. Das Spray soll mindestens zweimal wöchentlich angewendet werden. </p><p class="bodytext">Eine Kombination aus physikalischem Läusemittel und vorbeugend wirkendem Läuseschutzfaktor ist als Shampoo in der Apotheke erhältlich. Es wird auf trockenem Haar angewendet und nach 15 Minuten Einwirkungszeit ausgespült. Vorhandene Läuse werden damit abgetötet, der Schutz vor weiteren Kopfläusen soll drei Tage lang anhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: Robert Koch-Institut, Deutsche Apotheker Zeitung</p>

Alterskrankheiten

<p class="bodytext"><strong>Alterskrankheiten,</strong> die zur Pflegebedürftigkeit führen, entwickeln sich zumeist langsam. Bei aller Besorgnis und allem Leid haben Betroffene und ihre Angehörigen in diesem Fall die Chance, Vorsorgemaßnahmen zu treffen und sich umfassend auf ein verändertes Leben einzustellen. In manchen Fällen wird die Pflegebedürftigkeit aber durch ein plötzliches Ereignis ausgelöst, z. B. einen Schlaganfall oder eine schwere Infektionskrankheit. Dann ist es sowohl für den Pflegebedürftigen als auch für die Angehörigen besonders schwer, sich in der neuen Lebenssituation zurechtzufinden. Unsere Sozialgesetzgebung sieht glücklicherweise eine Reihe von Leistungen und Einrichtungen vor, die alten und kranken Menschen rasch und auf Dauer zur Verfügung stehen. </p><p class="bodytext">Mehr Informationen unter </p><p class="bodytext"><ul><li>Altenpflege, Altenhilfe und Geriatrie</li><li>Pflegeversicherung</li><li>Entlastung für pflegende Angehörige</li><li>Pflegestufen</li></ul></p>

Pflegestufen und Pflegegrade

<p class="bodytext">Nach dem Grad ihres Hilfebedarfs werden pflegebedürftige Menschen einer von drei Pflegestufen zugeordnet. Je höher die Pflegestufen, desto höher die Leistungen. Die Einteilungsregeln der <strong>Pflegestufen</strong> sind kompliziert, die folgende Auflistung ermöglicht aber eine erste Orientierung: </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Pflegestufe I, erheblich pflegebedürftig</strong></span> (55 % der zu Hause versorgten Pflegebedürftigen): Einmal täglich Hilfe in mindestens zwei Bereichen der Grundpflege. Mehrfach wöchentlich Bedarf an hauswirtschaftlicher Versorgung. Zeitaufwand mindestens 1,5 Stunden täglich (davon müssen mindestens 45 Minuten auf die Grundpflege entfallen). </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Pflegestufe II, schwer pflegebedürftig</strong></span> (35 %): Dreimal täglich Hilfe bei der Grundpflege. Zudem kann diese Einstufung Hilfe beim Aufstehen und Zubettgehen bedeuten. Mehrfach wöchentlich Bedarf an hauswirtschaftlicher Versorgung. Zeitaufwand mindestens 3 Stunden täglich (davon mindestens 2 Stunden für die Grundpflege). </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Pflegestufe III, schwerstpflegebedürftig</strong></span> (10 %): Rund um die Uhr Unterstützung bei der Grundpflege, auch nachts. Eventuell Hilfe bei Toilettengängen oder umfassende Pflege bei Bettlägerigkeit. Mehrfach wöchentlich Bedarf an hauswirtschaftlicher Versorgung. Zeitaufwand durchschnittlich mindestens 5 Stunden täglich (davon müssen mindestens 4 Stunden auf die Grundpflege entfallen). </p><p class="bodytext"><strong>Härtefallregelung:</strong> Liegt bei Menschen der Pflegestufe III ein außergewöhnlicher Pflegebedarf vor, greift die Härtefallregelung. Sie gewährleistet höhere Leistungen. Für einen Härtefall muss mindestens eine der beiden folgenden Voraussetzungen gegeben sein:&nbsp; </p><p class="bodytext"><ul><li>Die Hilfe bei der Grundpflege umfasst mindestens sechs Stunden täglich, mindestens dreimal wöchentlich fällt die Grundpflege in die Nacht.</li><li>Die Grundpflege für den Pflegebedürftigen erfordert auch nachts die zeitgleiche Anwesenheit von mehreren Pflegekräften.</li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Pflegestufe 0:</strong> Personen der Pflegestufe 0 besitzen eine sehr geringen oder keinen Pflegebedarf, können ihren Alltag jedoch nicht selbstständig bewältigen. Sie erfüllen (noch) nicht die oben genannten Voraussetzungen für eine Einstufung in die Pflegestufe I. Ein Anspruch auf Kostenerstattung besteht teilweise trotzdem – etwa ein Anspruch auf Kosten, die ihnen bei der Inanspruchnahme von zugelassenen Betreuungs- und Entlastungsleistungen entstehen. In Pflegestufe 0 finden sich häufig Menschen mit Demenz, einer psychischen Erkrankung oder einer geistigen Behinderung.&nbsp; </p><p class="bodytext"><strong>Pflegegrade:</strong> Zum 1. Januar 2017 werden die drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade umgestellt. Körperliche, geistige und psychische Einschränkungen werden dann gleichermaßen erfasst und in die Einstufung einbezogen. Die Gesamtbewertung ergibt sich aus dem Grad der Selbstständigkeit in folgenden Bereichen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Mobilität</li><li>Kognitive und kommunikative Fähigkeiten</li><li>Verhaltensweisen und psychische Problemlagen</li><li>Selbstversorgung</li><li>Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen</li><li>Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte</li></ul> </p><p class="bodytext">Menschen, die aktuell einer Pflegestufe zugeordnet sind, erhalten ab 2017 mindestens den gleichen Umfang an Leistungen wie bisher – oder höhere Leistungen. Menschen mit ausschließlich körperlichen Einschränkungen wechseln automatisch in den nächst höheren Pflegegrad (Beispiel: aus Pflegestufe I wird Pflegegrad II). Menschen mit geistigen Einschränkungen steigen automatisch um zwei Stufen höher (Beispiel: aus Pflegestufe 0 wird Pflegegrad II). </p><p class="bodytext">Die jeweils aktuellen Hauptleistungsbeträge der fünf Pflegegrade finden Sie beim <a href="http://www.bmg.bund.de/themen/pflege/pflegestaerkungsgesetze/pflegestaerkungsgesetz-ii.html" target="_blank">Bundesministerium für Gesundheit</a>. <br /><br /></p>

Pflegeversicherung

<p class="bodytext">Aufgrund der wachsenden Zahl älterer und hochbetagter Menschen, mit der auch das Lebensrisiko „Pflegebedürftigkeit“ steigt, wurde 1995 die <strong>Pflegeversicherung</strong> eingeführt. Das Pflegeversicherungsgesetz ist neben der Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung die fünfte eigenständige Säule der Sozialversicherung. Die Pflegeversicherung soll das finanzielle Risiko einer Pflegebedürftigkeit absichern und dem Pflegebedürftigen die notwendigen Hilfen ermöglichen. Pflegeleistungen nach dem PflegeVG kann jeder Bedürftige beantragen, der Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung ist. Träger der Pflegeversicherung sind die Pflegekassen. Ihre Aufgaben werden von den gesetzlichen Krankenkassen wahrgenommen. </p><p class="bodytext">Für Privatversicherte besteht die Verpflichtung zum Abschluss einer privaten Pflegeversicherung. </p><p class="bodytext">Die Leistungen der Pflegeversicherung werden unterschieden nach Art der Leistung, d.&nbsp;h., ob der Pflegebedürftige zu Hause oder stationär versorgt wird, und nach der ermittelten Pflegestufe. Pflegebedürftige, die zu Hause gepflegt werden, können wählen zwischen Sachleistungen (d. h. sie werden komplett von einem ambulanten Pflegedienst versorgt), Geldleistungen (<strong>Pflegegeld</strong>, d.&nbsp;h. sie werden vollständig von Angehörigen oder Bekannten versorgt) oder einer Kombination aus Sach- und Geldleistungen (d. h. ein Teil der Versorgung wird von einem ambulanten Pflegedienst übernommen, ein anderer Teil von Angehörigen). Pflegebedürftige, die in einem Pflegeheim untergebracht sind, haben Anspruch auf vollstationäre Zuschüsse, die sich nach der ermittelten Pflegestufe ergeben. Der Zuschuss ist für pflegebedingte Aufwendungen und eine soziale Betreuung gedacht. Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung müssen die Pflegebedürftigen selbst tragen. </p><p class="bodytext">Die Pflegeversicherung zahlt die Kosten für Grundpflege und Sachleistungen (wie z. B. Verbandsmaterial), während die Krankenkasse die Behandlungspflege (ärztlich verordnete Maßnahmen), die Kosten für Medikamente und ärztliche Behandlungen übernimmt. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><h4>Antragstellung und Gutachterbesuch </h4> </p><p class="bodytext">Um Leistungen aus der Pflegeversicherung zu erhalten, muss bei der Krankenkasse des Betroffenen ein Antrag auf Anerkennung der Pflegebedürftigkeit gestellt werden. Nach Möglichkeit sollte der Antrag gemeinsam mit dem betreuenden Pflegedienst oder dem Hausarzt ausgefüllt werden, denn diese Personengruppen verfügen über Erfahrungen im Umgang mit Krankenkassen und deren Formularwesen. </p><p class="bodytext">Jeder Antragsteller wird von Gutachtern des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) zu Hause, im Krankenhaus oder im Heim besucht. Der Besuch wird vorher angekündigt. Die Gutachter prüfen, ob der Betroffene bei den Verrichtungen des täglichen Lebens beeinträchtigt ist und in welchem Umfang. Sie prüfen die Möglichkeiten der medizinischen Rehabilitation und geben Empfehlungen zur Versorgung mit Hilfsmitteln. Beim MDK-Besuch sollte immer eine Vertrauensperson oder der betreuende Pflegedienst anwesend sein, denn viele Betroffene empfinden die Gutachtersituation als peinlich und versuchen, ihren Hilfebedarf zu bagatellisieren. </p><p class="bodytext">Auf der Basis des Gutachtens stellt die Pflegekasse das Vorliegen einer Pflegebedürftigkeit und die Pflegestufe fest. Anhand dieser Einstufung erhält der Betroffene dann Leistungen aus der Pflegeversicherung. Die Leistungen werden rückwirkend ab dem Antragsdatum gewährt. </p>

Alten- und Pflegeheime

<p class="bodytext"><strong>Altenheime</strong> (Seniorenheime, Seniorenstifte, Seniorenwohnanlagen) bieten altersgerechtes Wohnen und die Versorgung mit Mahlzeiten an. Ferner gibt es Kontakt- und Unterhaltungsangebote. Eine Betreuung durch Pflegedienste ist zusätzlich möglich. In Altenheimen wohnen meist ältere Menschen, die in keine Pflegestufe eingestuft sind und somit auch keine Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten. </p><p class="bodytext"><strong>Pflegeheime</strong> und die <strong>Pflegestationen der Altenheime</strong> sind in erster Linie Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Nicht das Wohnen, sondern die Versorgung der Pflegebedürftigen steht im Vordergrund. So ist die Pflege rund um die Uhr gesichert. Etwas mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen in vollstationären Dauereinrichtungen wohnt in Ein-Bett-Zimmern, die anderen in Zwei-Bett-Zimmern (Pflegestatistik 2003). </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Ob nun Alten- oder Pflegeheim – die Begriffe sind in der Praxis häufig nicht scharf zu trennen. Da die meisten Menschen erst dann ins Altenheim übersiedeln, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, hat das Altenheim heute immer mehr die Aufgabe, auch die Pflege mit abzudecken. Deshalb gibt es immer häufiger Altenheime, denen neben dem betreuten Wohnen auch Pflegestationen angeschlossen sind, sodass Heimbewohner, die pflegebedürftig werden, ohne größeren Aufwand in diesen Bereich umziehen können. </p><p class="bodytext">In der Praxis herrschen große Unterschiede im Betreuungs- und Qualitätsniveau der Heime. Von hotelähnlichen Luxuseinrichtungen mit Hauskonzerten und allem Komfort bis hin zu Heimen mit Mehr-Bett-Zimmern, Pflege auf Mindeststandard und einfacher Verpflegung ist alles zu finden. </p><p class="bodytext">Und gerade bei den Einrichtungen, die auf dem gesetzlichen Mindestniveau arbeiten, d.&nbsp;h. bei denen die Kommunen bei fehlendem Einkommen die Kosten übernehmen müssen, besteht ein fast unlösbarer Zielkonflikt: </p><p class="bodytext"><ul><li>Die Kostenträger verlangen eine ökonomische Pflege und drücken die Kosten von Jahr zu Jahr. Deshalb kommt der Staat seiner Aufsichtspflicht auch eher zögerlich nach. Denn geforderte Verbesserungen bedeuten meistens auch zusätzliche Kosten. </li><li>Die Heimbewohner und ihre Angehörigen verlangen – zu Recht – eine humane und angemessene Pflege. Das erfordert vor allem zahlenmäßig ausreichendes und hinreichend qualifiziertes Fachpersonal. Aber gerade der Personaleinsatz ist der Hauptkostenfaktor eines jeden Heimbetriebs. </li></ul> </p><p class="bodytext">Doch allem Pessimismus zum Trotz gibt es Ansätze, beide Zielanforderungen miteinander zu verbinden. Einer ist z. B. die Einrichtung von Wohngemeinschaften mit Etagenküchen, in denen sich die Heimbewohner gegenseitig bekochen können und eventuell sogar waschen oder hauswirtschaftliche Dienste übernehmen. Ein anderer ist die Integration von freiwilligen Helfern und Angehörigen in die Altenpflege und -betreuung. </p><p class="bodytext">Alternativen zum Altenheim bieten das Modell vom Betreuten Wohnen oder Seniorenwohngemeinschaften.</p>

Alternativen zum Altenheim

<p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Betreutes Wohnen.</strong></span> Anfang der 1980er Jahre entwickelten sich Modelle des <strong>betreuten Wohnens</strong> als Alternative zum Altenheim. Ziel der neuen Angebote war der Erhalt der Selbstständigkeit in einem altersangepassten Umfeld mit zusätzlicher Dienstleistung und Pflege. Kennzeichnend sind kleine, aber voll ausgestattete Wohnungen oder Apartments in einem Wohnkomplex mit Betreuungs- und Serviceleistungen, Gemeinschaftsräumen und zahlreichen Möglichkeiten zu gemeinsamen Aktivitäten. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Wer sich für Angebote des betreuten Wohnens interessiert, sollte bei Vertragsabschluss auf eine Trennung von Grundmiete und Betreuungskosten achten. Dadurch werden Mietpreise vergleichbar, und die Kosten für unnötige Hilfsangebote lassen sich vermeiden. Falls Betreuungspauschalen im Vertrag vorgesehen sind, sollten die enthaltenen Leistungen genau definiert sein. </div> </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Seniorenwohngemeinschaften.</strong></span> Seniorenwohngemeinschaften bilden die aktuelle Alternative zum Altenheim. Meistens durch eine private Gemeinschaftsinitiative getragen, zeigen sie, dass heute andere Vorstellungen von einem selbstbestimmten Lebensabend gelten als früher. Inzwischen gibt es außer rund 250 privat gegründeten auch immer mehr von öffentlichen oder gemeinnützigen Trägern organisierte <strong>Seniorenwohngemeinschaften.</strong> Meist handelt es sich um Hausgemeinschaften für noch nicht Pflegebedürftige, die es alten Menschen ermöglichen, in einer relativ selbstständigen und übersichtlichen Gemeinschaft zu leben. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="infobox">Weiterführende Informationen</p> </p><p class="bodytext"><ul><li><a href="http://www.hilfe-und-pflege-im-alter.de" target="_blank">www.hilfe-und-pflege-im-alter.de</a> – Serviceseite des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA, Köln): Mit zahlreichen Praxistipps und weiterführenden Adressen sowie Links zu Pflegediensten und Selbsthilfegruppen. </li><li><a href="http://www.fgwa.de" target="_blank">www.fgwa.de</a> – Forum Gemeinschaftliches Wohnen e. V., Hannover: Verein, der sich bundesweit für generationsübergreifende Wohnprojekte einsetzt. Mit Beratungsmöglichkeit, Informationen und Regionaladressen. </li><li><a href="http://www.deutsche-seniorenliga.de" target="_blank">www.deutsche-seniorenliga.de</a> – Deutsche Seniorenliga e. V., Bonn: Verein, der die Interessen älterer Menschen vertritt. Mit (aktuellen) praxisnahen Informationen, was man beim Älterwerden und den (oft) dazugehörigen Problemen und Krankheiten bedenken muss. </li><li><a href="http://www.senioren-initiativen.de" target="_blank">www.senioren-initiativen.de</a> – Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e. V., Bonn: Überblick und Kontaktadressen von Senioren-Initiativen. </li><li>Stiftung Warentest (Hrsg.): Leben und Wohnen im Alter. 2006 erschienener Ratgeber, der einen ausführlichen Überblick über die verschiedenen Wohnmodelle im Alter, viele Tipps und Entscheidungshilfen bietet. Empfehlenswert. </li><li>I. Barden et al.: Hauskrankenpflege. Trias, 2006. Ausführlicher Ratgeber zur häuslichen Pflege. Mit praxisnahen Tipps zu häufigen Krankheiten und einfach erklärten Pflegehandgriffen. </li><li>D. Lessing: Das Tagebuch der Jane Somers. Klett-Cotta, 1997. Roman, der in Tagebuchform die Veränderungsprozesse einer Pflegenden schildert. Beeindruckender als viele Sachbücher. </li></ul></p>